Mit „Fanfare and Flourishes“ eröffnet die Bürgerkapelle St. Michael/Eppan unter der neuen musikalischen Leitung von Patrick Gruber aus Hafling das heurige Josefikonzert. Trotz leichter Intonationstrübungen im engmensurierten Blech überzeugt die Kapelle mit sehr schönem Blechklang, ohne das Holz zu überdecken. In der darauffolgenden „Folk Song Suite“ verarbeitete der Engländer Ralph Vaughan Williams englische Volkslieder gekonnt zu Unterhaltungsmusik auf höchstem Niveau. Der Vortrag der Bürgerkapelle ist sehr sauber und intoniert. Positiv hervorzuheben sind die Soloeinlagen der Oboe und Trompete im zweiten und dritten Satz. Den Ausführenden gelingt es nicht ganz die Lockerheit und Spielfreude dieser englischen Musik dem Publikum zu vermitteln. Ein erster Höhepunkt im Programm ist sicherlich die Komposition „Of Castles and Legends“ von Thomas Doss, dem Lehrmeister des neuen Dirigenten Patrick Gruber. Die Legende erzählt von der weißen Jungfrau auf der Kugelsburg im heutigen Nordhessen. Gruber führt die Kapelle mit sicherem Dirigat durch das programmatisch komponierte Werk. Im „Lento“ überzeugt das Holz mit wunderschönem Klang und Fülle. Obwohl der Schlussteil etwas an Spannung verliert, ist es insgesamt eine sehr gut gelungene effektvolle Darbietung. Der erste Teil des Konzertes endet mit „Embuscade.“ In diesem Werk wird das tiefe Mysterium einer Musik, die ein spannendes Abenteuer beschreibt, durch verschiedene Kontraste und Klangfarben wiedergegeben. Nach dem Konzertmarsch „Artemis“ von Jan van der Roost, der von der Bürgerkapelle sehr klangvoll und stilgerecht dargeboten wird, interpretieren die „Michealer“ die sehr effektvolle Ouverture „Images of a City“ von Franco Cesarini. Dabei fällt wiederum die souveräne Leitung des Dirigenten auf, der die Bürgerkapelle mit präzisen Gesten durch die zahlreichen Taktwechsel führt. Die Ausgeglichenheit und das feinfühlige Musizieren in allen Registern, besonders die Solos in Oboe und Altsaxophon und die Einsätze des Hornregisters verdienen besonderes Lob. Sehr gut gelungen sind auch die Klangbilder der Komposition „October“ von Eric Whitacre, die von Beginn an spannend und mit sehr vielen Farben und Phrasierungen vorgetragen werden. Mit „Birdland“ endet das offizielle Programm des Josefikonzertes 2014 der Bürgerkapelle St. Michael/Eppan mit gebührendem Applaus des Publikums.
Ingesamt präsentiert sich die Bürgerkapelle mit sehr schönem Gesamtklang, guter Intonation und Ausgeglichenheit in allen Registern. Durch die kurze informative Moderation von Kathrin Dellantonio werden die Werke dem Publikum besser verständlich gemacht.
Im ersten Teil schafft es der Klangkörper nicht immer die nötige Spannung und Emotion bis ans Ende des Stückes zu halten. Im zweiten Teil jedoch gelingt es der Bürgerkapelle ihre Spielfreude auf das zahlreiche Publikum zu übertragen.
Der neue ehrgeizige Dirigent zeigt Sicherheit und eine reife Leistung. Mit schlichtem präzisem Dirigat, ohne übertriebene Bewegungen, übermittelt er gekonnt seine musikalische Vorstellung den Musikannten/Innen.
Ein gelungenes Josefikonzert 2014, das eine gute Zukunft mit dem neuen musikalischen Leiter und der Bürgerkapelle St. Michael/Eppan voraussehen lässt.
Arnold Leimgruber