Die Musikanten der Bürgerkapelle St. Miachel Eppan entführten bei ihrem diesjährigen Josefikonzert ihre Zuhörer in eine sehr anregende Welt der Musik. Sie war gefüllt mit schillernden Farben, ergreifenden Tonfolgen sowie für traditionelle als auch fortschrittliche Ohren gemacht. Ihr Kapellmeister Ralf Stefan Troger verstand es wiederum ein für ihn mittlerweile kennzeichnend buntes Konzertprogramm, durch Programmmusik aus der Blasmusikszene, modernen Musikbearbeitungen und einem Solowerk, zu Gehör zu bringen.
Gemessenen Schrittes betrat der Dirigent die Bühne, die Anspannung der Musikanten war im Saal zu spüren. Trotz zögerlichem Einsatz im hohen Blechregister und anfänglichen Unsicherheiten im Holzensemble, erging durch das erste Werk die musikalische Einladung ans Publikum: „Willkommen, betreten sie unsere Welt“. Limelight Fanfare von Jan Van der Roost, original für Brass Band, in einem Arrangement von Dietmar Huber, überzeugte durch satte Akkorde.
In eine längst vergangene Zeit der Hexenverfolgung hinein, schrieb der belgische Komponist Bert Appermont sein Musical „Die Saat des Satans“. Daraus komponierte er anschließend für großes Blasorchester eine Zusammenfassung mysteriöser Melodien, die Saga Candida, 7 Eindrücke einer Hexenjagd. Die nicht ganz sauber intonierte Einleitung wurde durch den mystischen Gesang der Musikanten aufgelöst. Durch klare Wechsel der verschiedenen Teile des Stücks, unter vollem Einsatz des Kapellmeisters und durch eine gute Balance zwischen den Großregistern Holz, Blech und Schlagwerk, ließ die Musik Bilder vor dem inneren Auge entstehen. Dynamisch war es sehr gut angelegt, die diversen Rhythmen wurden treffend dargeboten, manche solistische Passagen gelangen auch ungeachtet kleiner Fauxpas. Aus der authentisch musizierten Trauer am Ende des Charakterstücks, entwickelte sich eine Hoffnung verheißende Stimmung, obgleich der verunsichernden Schlussakkorde im Finale.
Im Concertino für Tuba und Blasorchester bewies der Solist Rainer Carli sein Können auf dem Bass. In ungewohnten Höhen für ein solches Instrument, setzte er leichte Verzierungen neben charmantem Vibrato ein, meisterte leichtfüßige Kavalleriethemen sowie eine Kadenz mit den verschiednen Höhen- und Tiefenfärbungen einer Tuba. Kleine Holpersteine wurden gerne überhört. Carlos Marques, Schöpfer dieser besonderen portugiesischen Musik, verstand es klassisch anmutende mit ungewöhnlichen Klangfolgen zu vermischen. Das Orchester war auch hier sehr gefordert, leider manchmal weniger begleitend als zu bestimmend dem Solisten gegenüber. Nichtsdestotrotz rundeten ein einfühlsames Spiel zwischen Saxophon und Bass, insgesamt satte Forti Stellen sowie ein enthusiastisch gemeisterter Schluss, den ersten Konzertteil gebührend ab.
„Angelehnt ans amerikanische Wesen mit jazzigen Abschnitten und gleichsam wie Filmmusik“: Mit Marche Americana von Sören Hyldgaard, gelang der Bürgerkapelle ein feierlicher Auftakt zum 2.Teil. Einzelne Instrumente setzten den musikalischen Anfang, übergaben dann den synkopierten Spielball, welcher durch nahezu alle Register weitergereicht wurde. Kleiner Wehrmutstropfen: verstimmte Einsätze im hohen Blech, kleine rhythmische Bremser und der Abschluss nicht optimal.
Johan de Meij arrangierte soeben genanntes Werk, wie auch das Folgende.
Nach der Ansage über die entstellte Gestalt mit Maske, die düsteren Katakomben unter der Pariser Oper und einer zum Scheitern verurteilten Liebesgeschichte, folgten weltbekannte Melodien aus der Feder von Andrew Lloyd Webber. Im Musicalmedley Das Phantom der Oper wurde von den Musikanten viel Herz abverlangt, was durchwegs gelang, wenn auch das hohe Blech spielerisch nicht immer fit war und der Holzsatz öfters zögerlich eingestiegen ist. Die Hörner hatten einen kompakten Sound, das Hornsolo zur Musik der Nacht war Klasse. Die vollen, runden Klänge im Euphonium-Register brachten die Musicalohrwürmer richtig zur Geltung. Ralf Stefan führte mit fester Hand, setzte dynamische Elemente gut ein, auch die Mischung mit den durch das Keyboard eingespielten Stimmen Harfe/Spinett/Orgel und einer Spieluhr, war sehr gelungen.
Eindeutig bei Filmmusik angelangt waren die Zuhörer in Songs of the Wizz, durch Musik von Quincy Jones, angelehnt an die Erzählung des Filmmusicals „Der Zauberer von Oz“, bearbeitet von Peter Kleine Schaars. Die Freude des Orchesters am Musizieren war nicht nur zu hören, sondern auch am lockeren Mitwippen vieler zu sehen. Soli von Oboe, Sopran- wie Altsaxophon, Flügelhorn, Klarinette, Trompete und Posaune, mitreißender Swing und Jazz, ein Schlagwerkregister welches seine Arbeit gut machte und freilich ein begeisterter Kapellmeister, ergaben eine tolle Durchführung!
Im Triogesang mit: „Hoch soll unser Eppan leben, unser Eppan lebe hoch“, verabschiedeten sich die Musiker von St. Miachel Eppan vom offiziellen Programm des Josefikonzerts 2011. Der Konzertmarsch mit Gesang Hoch Eppan!, war ein Auftragsstück an den jungen Rittner Komponisten Armin Kofler mit Liedtext von Jul Bruno Laner. Fanfarenartig, zeitgemäß und traditionell ist Werk, als auch Umsetzung desselben zu beschreiben. Eine beschwingte Marschmusik mit kleinen Einwürfen und Höhenpunkten, vor allem tiefe Stellen waren gut umgesetzt. Mitglieder des Kirchenchores verstärkten bravourös den Liedteil.
Mit Marsch und Polka, ersterer gewidmet allen Josefi-Namenstagfeiernden, entließen die Musikanten das begeisterte Publikum endgültig in die Nacht, gespickt mit vielen Erinnerungen an zauberhafte Momente. Meine Glückwünsche!
Fazit, ein sehr gut erarbeitetes Konzertprogramm, kleinere Intonationsschwankungen, Balance war im Allgemeinen gut, im Gesamtklang ging das Holz teilweise unter.
René Weger
19.3.2011