Josefikonzert 2008: festlich und heroisch

Die Bürgerkapelle St. Michael Eppan hat ihr heuriges Josefikonzert unter das Motto „Festlich und heroisch“ gestellt. Die Turnhalle der Mittelschule war zum Hauptkonzert fast voll besetzt. Es war zugleich Ausdruck des 110-Jahre-Jubiläums der Bürgerkapelle.

Den Auftakt bildete die Festmusik der Stadt Wien von Richard Strauss mit ihren festlich-rhythmisierten Fanfarenthemen im Anfang und Schlussteil, kontrastiert von einem lyrisch-ruhigen Mittelteil. Dieser gelang im Großen und Ganzen gut – bis auf einige kleinere Havarien im Zusammenspiel.

Die Bürgerkapelle hat vor genau zehn Jahren das Orchesterwerk „Pathetique“ von  Thomas Doss uraufgeführt. Zum heurigen Jubiläum studierte es Kapellmeister Ralf Troger wieder ein. Man muss sagen, dass es sich gelohnt hat. Denn abgesehen von der ausgezeichneten Intonation der tiefen Blechbläser eingangs über die feinen dynamischen Abstufungen, gelang dieses musikalische Feuerwerk in sicherer und gekonnter Weise hervorragend.

Als eigentlichen Höhepunkt erwartete das Publikum nun die Uraufführung des Auftragwerkes „Mirabel“ des jungen Südtiroler Komponisten Josef Bernhard. Das rhapsodisch angelegte Stück, im ständigen Dialog zwischen Orchestertutti  und solistischen Passagen durch alle Register, ist in eine moderne aber nicht allzu avantgardistische Tonsprache gekleidet. Trotz kleiner Intonationstrübungen im Holz wurde das Werk stilsicher und dank exaktem Dirigat souverän uraufgeführt. Die Musikanten und der anwesende Komponist ernteten regen Beifall.

Aus der Feder von Gottfried Veit stammt das kurze, aber prägnante Eröffnungswerk „Jubelhymnus“, das öffentlich erstaufgeführt wurde. Technisch nicht schwierig, stellt es die Musiker aber trotzdem vor die Herausforderung den Mittelteil in punkto Phrasierung interessant zu gestalten, und die ganze orchestrale Farbigkeit eines Blasorchesters unter Beweis zu stellen. Veit war langjähriger Kapellmeister der Bürgerkapelle.

Als Tribut an das Olympiajahr spielte die Bürgerkapelle das Eigenarrangement „Olympic Spirit“ von John Williams. Musikant und Arrangeur Dietmar Huber setzte es gekonnt in Szene. Die plastische Darstellung der „Arche Noah“ ist dem Belgier Bert Appermont und den Musikern mehr als gelungen, das packende Drama des Überlebens wurde eindrucksvoll vermittelt. Gespickt mit manch überraschendem Effekt ließ die Kapelle die imaginären Visionen einer Sintflut wahr werden.

Als Hommage an Freddy Mercury und Queen leitete „Bohemian Rhapsodie“ schließlich zum grotesken Schlussmarsch „Don Quixote“ von Theo Rupprecht über. Der in einer für heutige Begriffe modernen Tonsprache gesetzte Marsch bildete den Schluss des heurigen Josefikonzertes. Er hätte ruhig ein wenig mehr an Ironie in der Interpretation vertragen. 

Abschließend müssen die gediegene Aufführungspraxis und die akkurate Vorbereitung gelobt werden. Sie bringen dem Kapellmeister Ralf Troger und vor allem seinen ehrenamtlichen Musikantinnen und Musikanten Anerkennung ein.

 

Hans Finatzer